Sonntag, 5. Februar 2012

HÖRIGKEIT 6: Kluge Gehirne und geile Freunde

Die Erfahrung kann nicht zwischen zwei Wegen entscheiden, solange überhaupt nur über den einen Erfahrung zu sammeln möglich war.

I. Aufgerichtet in ewig blühender, leuchtender, feuriger Klarheit/ bis in die Himmelhöh der Cherubim/spendest du deinem ehelichen Alter Ego Applaus.

II. Dann lässt dir die große Furcht/vor den unnahbaren, asexuellen Primadonnen/ in der Oper das Herz beben.

III.  Und wieder weißt du:/ Mit dem man sein Leben verbringen möchte,/ dem kann man nicht schreiben.

Es steht fest, dass es Frauen gibt, deren Gehirn ebenso groß ist wie das irgendeines Mannes.

IV.  So geht sie, die Jungfrau ist/ und sich in ihre Jungfräulichkeit hüllt/ in ihren geliebten Röcken/ Jahr um Jahr mit Ausdauer dahin,

V. Wo ihre Ohren zu Marmor werden/ Und ihre geilen Freunde/ in wahllosen Verwandlungen  Rechtschaffenheit fordern.

VI.  Sie ist ungelehrt wie immer,/ verstehet aber, was kluge Männer sagen!

Das Leben der Männer ist häuslicher geworden.

VII.  Oh selige Gottesferne,/ welch liebenswerte Fessel bist du mir, /der aus Luzifers Herzen geborenen!

VIII.  Noch stellt trübe/ die biologische Kategorie des Sexus/ mir entzweiende Zeugnisse aus. Doch

IX.  der cartesianische Feminismus/ wird geboren aus der Zwangslage/ des modernen Subjekts und

X. nur vielbehäutete Köpfe/ können es lächerlich finden,/ wenn Alte noch wollen wie Junge.



(Dieses Buch ist dreifaltig und verweist allein auf mich.*)

*Wäre Acta bereits ratifiziert, stellte die Veröffentlichung dieses Textes eine kriminelle Handlung dar. 


2 Kommentare:

  1. Schade, dass die Zeilenumbrüche nur mit einem Slash gekennzeichnet sind. Das Gedichte würde mit Leerzeichen eine ganz andere Wirkungen entfalten, denke ich. Es ist natürlich intellektuell-abstrakt, aber niemand, der nicht intellektuell-abstrakt in seinem innersten Wesen ist, würde auf dieses Blog finden ...

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  2. Ich müsste das einmal probieren (wie es dann wirkt). Die Idee war jedenfalls durch den Slash zu offenbaren, dass es sich bei den Hörigkeits-Texten um Collagen und Palimpsest handelt und die Zeilenumbrüche in gewisser Weise kontigent sind.
    Um ganz ehrlich zu sein: Ich glaube, die Transformation dieser Texte in eine Gedichtsform, die Zeilenumbrüche "erlaubt" würde noch einmal sehr viel Arbeit erfordern. Vielleicht ist es das wert. Vielleicht werde ich es einmal versuchen. Das weiß ich noch nicht. Es sind Versuche, Experimente, keine "fertigen" poetischen "Werke".

    Hoffentlich bin ich jetzt nicht (wieder mal ;- ) in einen zu sehr rechtfertigenden Ton verfallen. Ich denke ehrlich über den Einwand nach. Und bin unschlüssig...

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