Donnerstag, 2. Februar 2012

WAHN UND MARTER (When a man loves a woman)


"Always either on a peak of happiness or drowning in black waters of despair 
they loved or they loathed, they lived in a world of superlatives” 


Nancy Mitford: The Pursuit of Love


(* Auch dies ist ein weiterer Beitrag zum total ahnungslosen Hardcore-Feminismus. Ich gedenke nicht, davon abzurücken. Aber ich schäme mich, fremd und selber: Wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinander klaffen. Selbst ich habe in diesem Blog bisher 17 Bücher von Autoren und nur 13 von Autorinnen empfohlen. Eine kurze Stichprobe in anderen literarisch interessierten Blogs ergab durchschnittliche Missverhältnisse von 9 männlich : 1 weiblich. Hätten Sie das gedacht? Machen Sie mal die Probe. Nur bei Krimi-Blogs ist es ein wenig ausgeglichener.  Zählte ich die Empfehlungen von Morel dazu, verschöbe sich das Verhältnis auch in diesem Blog noch viel deutlicher zugunsten von männlichen Autoren. Ich weiß schon, was die meisten von Ihnen einwenden werden: Das Geschlecht sollte keine Rolle spielen. Nur gut soll die Literatur sein. Ich habe - wie die allermeisten literarisch in Westeuropa gebildeten Menschen - viele Jahre meines Lebens damit verbracht, fast ausschließlich wahrzunehmen, in welchen Varianten weiße, europäische oder aus europäischen Einwandererfamilien in Amerika stammende Männer über Frauen, Landstriche, andere Männer, Machtverhältnisse, Liebesspiele, Kriegsgeschehen schreiben. Da gibt es Vielfalt, zweifellos. Aber ich glaube nicht, dass es keine Rolle spielt, von welchem - privilegierten und häufig unreflektierten - Standpunkt her einer seine Fiktionen entwickelt. Die gegenteilige Behauptung erscheint mir naiv und anmaßend zugleich. Daher  werde ich im Blog Empfehlungen für Bücher, deren Autoren diese überall sonst überrepräsentierten Merkmale (männlich, weiß, europäisch geprägt) tragen, in Zukunft reduzieren. Die Welt ist interessanter und vielfältiger - und auch die Literatur. Frauen schreiben. Inder:innen schreiben. Chines:innen schreiben. Araber:innen schreiben. Und und und. Gute Bücher. Ich habe nichts gegen männliche, weiße, europäisch geprägte Autoren. Kein bisschen. Ich liebe ziemlich viele von ihnen. Am meisten liebe ich jene, deren Texte ein Bewusstsein ihrer Männlichkeit, ihres Begehrens und der Traditionen, in denen sie stehen, widerspiegeln. 


Kommen Sie mir bitte nicht mit dem Diskriminierungsvorwurf. Das hier ist ein hilfloser Versuch, die Missverhältnisse ein wenig auszugleichen. Wenn´s nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen: Ich kenne tatsächlich weiße Männer, die trotz dieser eindeutigen Zahlen behaupten, sie seien im Kunst- oder Literaturbetrieb auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt.  Die eigenen Privilegien mit größter innerer Überzeugung zu leugnen, ist allerdings auch kein besonders neuer Psycho-Trick in Herrschaftssystemen. 
Außerdem: Keine Sorge; Morel wird weiter schreiben, über was er will.)

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