Sonntag, 21. April 2013

DAS GUTE LEBEN IM APRIL (Oka, Kunst und Beute)

"That is Life. Just one long succession of misunderstanding and rash acts and what not.
 Absolutely!"

P.G. Wodehouse: A damsel in distress


"Wie du strahlst!", sagte die Kollegin, der ich am Freitagvormittag zufällig dreimal im Treppenhaus begegnete. Dafür, für mein Strahlen, gibt es, falls es stimmt, dass ich strahle, keinen bestimmten Grund. Außer dem einen, der alles entscheidet: Es ist endlich Frühling. Die Sonne bricht durch die Wolken. Der Himmel wird manchmal tatsächlich blau. Die Winterjacken und Stiefel können endlich in die hintersten Ecken des Schranks verbannt werden. Es ist trivial, meinetwegen, aber wahr: Eine geringfügige Temperaturerhöhung, ein wenig Sonne und ein paar Blüten schaffen es, meine Gemütsverfassung vollständig zu verwandeln. Was mich geärgert oder traurig gemacht hat, scheint mir plötzlich so belanglos und fern. Ein Winter, der sich auszudehnen schien in die Unendlichkeit (auf die ich eh keinen Wert lege, wo mich doch schon das endliche Leben genügend herausfordert) und der eine Dauererkältung mit sich brachte, die mich körperlich schlapp und geistig müde machte, hat doch schließlich weichen müssen. Missverständnisse und überstürzte Reaktion werden zweifellos fortgesetzt werden, auch im Sommer, aber alberne Auseinandersetzung mit Leuten, die halt Leute sind, glücklich vergessen. 

Eine alte Reihe setze ich heute fort, die ganz zu Anfang dies Blog prägte: "Wege durch meine Stadt". Zugleich mit dem Start von "Gleisbauarbeiten", dem Zweitblog ("Melusine featuring Armgard" war zuerst und bleibt es auch), begann ich ausgedehnte Spaziergänge durch die Stadt/die Städte, in denen ich arbeite und lebe, zu unternehmen und mit meiner Kamera gelegentlich zu fotografieren (ganz ohne "künstlerischen Anspruch" allerdings), was mir auffiel. So entstand diese Reihe, in der ich die Fotos mit Texten, eigenen und fremden, kombinierte. Lange ist kein neuer Beitrag zu "Wege durch meine Stadt" erschienen. Aber heute. Wegen gestern, nämlich:

Beute: Fly Spring
Das Klischee über Frauen und Schuhe ist ein Klischee, aber wie manche Klischees wird es gelegentlich, also in meinem Fall, bestätigt. Ich finde nie, dass ich genug Schuhe habe. Wenn ich mir ein Kleid kaufe, kann ich mir immer vorstellen, dass es ein paar perfekte Schuhe dazu gibt, die ich nur lang genug suchen müsste, um das Leben oder das Outfit vollkommen zu machen. Dass ich weniger Schuhe habe als Imelda Marcos, hat nur einen Grund: In meinem Alter und mit meinem Hallux valgus kann ich mir nicht mehr jeden Schuh und schon längst keinen billigen mehr anziehen. Und also nicht so viele leisten, wie ich möchte. Trotzdem: Manchmal muss es einfach sein - ein neues Paar Schuhe. Weil Frühling ist. Weil bei Jekyll und Kleid noch in der düster-depressiven Langzeitwinterphase ein entzückendes gelbes Kleid bestellt wurde, zu dem zwar auch ein paar schwarzer Pumps passen könnten, durch die jedoch die herbeigesehnte Wirkungsästhetik des Kleides, die symbolische Ordnung der Sonnenkraft, gröblich verfehlt werden würde. Also brach ich am Samstagmorgen auf, um jenen Laden zu besuchen, dessen Eingangstür hier im Blog schon einmal abgebildet wurde und in dem, wenn das Glück mir hold ist, sich immer jenes eine Paar finden lässt, das ich begehre, ohne beim Betreten des Ladens schon zu wissen, auf was sich konkret mein Begehren richten wird. So war es auch diesmal. Liebe auf den ersten Blick. Gibt es. Ich machte Beute (Vgl. auch hier:) bei  "Auftritt".

Gegenwart. Kunst. Berger Str. 6
Meinen neuen Besitz in einer weißen Papiertüte fröhlich schwenkend überquerte ich den Main, um den BenHuRum (aka Thomas Hartmann) zu treffen, der mich in die Berger Straße bestellt hatte, um den Aufbau seiner Pappinstallation zu begutachten und ihm bei der Be- und Ausleuchtung des Durchgangs zu helfen, den er mit Busenwundern und Zwergen, BHs und Sonnenbrillen, Storage Ware und Dinosauriern bestückt hatte. Ich staunte und leuchtete. Das müssen Sie auch sehen! Am Donnerstag um 19.00 Uhr wird die Schau eröffnet: hier. Anschließend tranken wir im Café Maingold, nawas wohl?, einen Kaffee (das ist gelogen, der BenHuRum schlürfte Äppler) und schimpften, lachten, lobten und stritten über Ausstellungsmacher, Adorno, Frau Dr. Imgrunde, White Cubes, Künstlerleut´ und Rembrandt (so weit ich mich noch erinnern kann).  

Dann musste ich aufbrechen, denn um 15.30 begann pünktlich das Spiel der Eintracht gegen Schalke, zu dessen Beginn ich es mir, wie immer, nicht nehmen lassen wollte, die Hymne des Polizeichors Frankfurt mit anzustimmen ("Im Herzen von Europa"), unsere Mannschaftsaufstellung mitzubrüllen und "Mit dem Jürgen" zu kreischen. Meine holden Neffen wie auch mein Bruder blieben an diesem Nachmittag aus mir unbekannten Gründen dem Spiel fern. Nach einer missratenen Rückrunde, deren Höhepunkt im üblen Spiel gegen Augsburg letzten Samstag erreicht war, bot die Eintracht gestern ein packendes Spiel. Wie gewöhnlich war der Schiedsrichter gegen uns (der Heribert, der anständige Kerl, hat halt wahrscheinlich kein Konto in der Schweiz, um von da aus unauffällig die Gelder an die Herren in Schwarz zu überweisen) und gab einen total unberechtigten Elfmeter. "Unfassbar! Unfassbar! Schuss gegen die Mauer. Das nennt der Handspiel! Unfassbar! Hat man so was schon erlebt." Man konnte sich kaum beruhigen um uns rum, auch 15 Minuten später noch nicht, als unser Liebling Oka Nikolov den längst gehalten hatten, den unberechtigten Elfer. "OKA NIKOLOV" taten die Fans ihre Verehrung kund, "OKA NIKOLOV" hallte es durch das Stadionrund. 
Oka, Adler und die anderen 1:0 gegen Schalke

Klingt wie eine Zeile aus "Lurchi", dieser abschließende Reim, womit ich die Kurve gekriegt und abschließend wieder bei den Schuhen gelandet bin, mit denen diese Beitrag zum guten Leben im wechselhaften April mit Recht und ganz richtig begann.


Schönen Sonntag, allerseits!



4 Kommentare:

  1. Schreib doch mal einen Roman über Oka! Der ewige Zweite. Ein tragisch-komischer Held.

    Viel Glück gegen Mainz!

    Gruß Ralf

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    1. Danke! Nächste Saison international :-)! SGE!
      Auftragsarbeiten mach´ ich ja nicht, jedenfalls nicht ohne Voraus-Honorar. Und irgendwie, find ich, ist der Oka zwar eine Fußball-Legende, aber nicht sehr "romanesk", fürchte ich. Wenn man ihn so reden hört, ist er doch eher grundsolide und -sorry - langweilig, so als Romanstoff, mein ich.

      Viele Grüße J.

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  2. bitte zur Kenntnis nehmen

    http://kritikundkunst.wordpress.com/2013/04/21/fall-bence-toth-iii-nsu-prozess/

    Danke

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    1. Bitte.

      Der Link ist freigeschaltet. Ansonsten kann ich nichts dazu sagen. Der eine Fall ist mir völlig unbekannt. Zu dem anderen fehlen mir zu viele Informationen, um mir eine Meinung zum juristischen Verfahren bilden zu können.

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