Das
Erste, was sie versuchten, nachdem die Wirkung der Sedative nachließ, war die
Tapete abzukratzen. Beziehungsweise das, was sie zunächst für eine Tapete
hielten. Ihre Reaktion war verständlich. Die Wände dieser gigantischen Halle,
in der sie erwachten, waren von oben bis unten mit Bildern und Inschriften
versehen. Großformatigen Fotografien von Eingeweiden, die aus Bäuchen platzten,
zerfetzte Beine, aus denen Knochenteile ragten, verbrannte Leichenteile, schreiende Mütter hinter Lastwagen, auf denen ihre Söhne abtransportiert
wurden, Trauernde, die Kindersärgen folgten, Szenen aus notdürftigen OPs, wo
mit Sägen Extremitäten abgetrennt wurden, Brandwunden an Armen, Beinen und in Gesichtern, glatte Durchschüsse und mit Schrot versehrte Körper; alle zehn-
oder hundertfach vergrößert; die Farbigkeit - Blut, Blut, Blut überall - extrem
übersättigt oder aber brutal in Schwarzweiß-Kontraste gesetzt. Kein Wunder,
dass sie die Schriften zunächst nicht beachteten. Ortsangaben und Jahreszahlen
waren es zumeist, Namen und Altersangaben; versteckter, kleiner waren die Botschaften angebracht, die
sich unmittelbar an die drei Gefangenen richteten.
Es
war keine Tapete, das bemerkten sie schnell. Die Bilder und Wände waren mit
etwas wie Lack überzogen, an dem ihre Nägel sich abschürften, aber keine Spuren
hinterließen, nicht einmal Kratzer. Dick war es, der sich zu Anfang am meisten
aufregte. Er begriff: Sie waren in die Hände der Feinde gefallen; sie waren
entführt, gefangen und sollten bestraft werden. Er fluchte und beschimpfte die,
von denen er glaubte, dass sie dahinter steckten. Dann stieß er Drohungen aus.
Er folgte damit einem psychischen Muster, das sich als effektiv erwiesen hatte:
Den Gegner definieren, aus der Verbindung von Wut und Selbstgerechtigkeit jene
Klarheit erzeugen, die alle Skrupel ausblendet und zur Vernichtung befähigt.
Mit dieser drohte er, wie gewohnt und bewährt, laut, dröhnend. Doch damit waren die Parallelen zu seinen bisherigen Manövern
erschöpft. Dick, der ihre Verbrechen geplant und arrangiert hatte, war in
dieser Halle erstmals plan- und hilflos. Denn der Gegner gab sich nicht zu
erkennen und stellte nichts zur Verfügung, womit Dick arbeiten konnte. Dick
hatte hier keine Macht. Das zu erkennen, kostete ihn, den Analytiker und
Schnelldenker mehrere Stunden. Stunden, in denen er in der Halle
herummarschierte, schrie, tobte, ätzte, seine Wut gegen die beiden
Mitgefangenen richtete, seine Drohungen erneuerte. Selbstverständlich war es
auch Dick, der die Kameras hoch oben unter der Decke der Halle zuerst entdeckte
und der glaubte, in jenen ersten Stunden und Tagen zumindest, er könne sie
nutzen, um eine Kommunikation anzufangen, einen Deal einzuleiten, durch den er sich
herausschwätzen und -lügen könnte, zur Not, das zeigte sich, auch auf Kosten und zu Lasten seiner Mitgefangenen. Dennoch gelang es Dick
schließlich die Kälte und Präzision, mit er vordem den Apparat der Macht in
Gang gesetzt hatte, mit seinem Selbsterhaltungstrieb zu verbinden. Er wusste,
wie gefährlich es für ihn, der das fremde Herz in sich trug, war, sich so
maßlos zu erregen. Er zwang sich nach und nach zur Ruhe, zunächst zu
einer äußeren, die er schließlich in eine innere umzuwandeln wusste, ohne indes
seine Wut preiszugeben; sie lediglich in eisige Kälte verwandelnd. Auch kam
ihm dadurch die Idee, seine Anfälligkeit zu nutzen. Am zweiten Tag simulierte er eine Herzattacke, worauf aber zu
seinem Erstaunen und Erschrecken keinerlei Reaktion erfolgte. Das war der
Moment, in dem sogar Dick die Angst bis in sein kaltes Herz griff, feurig und
böse, so arg, das er noch bleicher wurde und still, so dass beinahe seine
Simulation echt geworden und er schon an diesem zweiten Tag verschieden wäre.
George
kam von Anfang an mit der Situation am besten zu recht, soweit man überhaupt
unter den gegebenen Umständen von so etwas sprechen kann. Die Langeweile machte
ihm am wenigsten zu schaffen. Während Don und Dick immer häufiger die
Inschriften und Botschaften studierten und über deren Interpretation
miteinander stritten, verbrachte George viel Zeit mit Schlafen oder Beten. Er
teilte sich seine Essensrationen sorgfältig ein, kaute stundenlang auf einem
Brötchen und nahm nur alle Stunde einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Mit
den anderen beiden sprach er wenig. Er hatte auch früher schon wenig zu sagen
gehabt. Instinktiv spürte er, dass er leicht durch eine unbedachte Bemerkung
den Zorn, ja den Hass der beiden anderen auf sich ziehen konnte und er wusste
nur zu gut, dass er zu unbedachten Bemerkungen neigte. Er fand seinen Frieden
in seinen Zwiegesprächen mit Gott und obwohl alle drei keinerlei Gewissensbisse
plagten, war es George, der am ehesten mit der Ungerechtigkeit umgehen konnte,
der sie ausgesetzt waren. Denn George war zwar verwöhnt von seinen Eltern und
seiner Frau, doch andererseits war George auch bereit, die
Dinge zu nehmen, wie sie kamen. Er hatte sich niemals sehr anstrengen müssen.
George vertraute darauf, dass am Ende doch immer alles gut und zu seinen
Gunsten ausgehen würde, denn so war er es gewohnt. Er wartete ab und es war
gerade das, was die anderen beiden so reizte.
Selbstverständlich
kannten sie das schon an ihm und hatten es sogar genutzt, damals als George,
Don und Dick an den Hebeln der Macht gesessen hatten. George war ihr Frontmann
gewesen, Don das Kampfschwein und Dick die graue Eminenz im Hintergrund. Dick
hatte die Pläne und Allianzen geschmiedet, erpresst, bedroht und belogen, Don
hatte einsperren, töten und foltern lassen und George hatte das Ganze als Krieg
gegen das Böse verkauft. Damit waren sie gut durchgekommen und hatten sogar
noch einiges dran verdient. Nicht dass sie es nötig gehabt hätten. Sie hatten sich
in den Dienst der Sache und des Landes gestellt, sie hatten – so hatten sie
gesagt – ihre Skrupel und Bedenken beiseite geschoben und die Herausforderung
angenommen, vor die sie gestellt waren. Dass weder Dick noch Don irgendwelche
Skrupel hatten überwinden müssen, brauchten sie einander nicht zu gestehen,
aber George ließen sie in dem Glauben. Sie ließen ihn überhaupt über manches im
Unklaren. Das half ihm sein unbeschwertes Bubengrinsen zu bewahren und
eröffnete ihnen Spielräume im Verborgenen. Natürlich hatten auch sie, so
raunten sie es nun einander zu, der Versuchung nicht widerstehen können, zumindest einen Teil ihrer Taten für Gott und Vaterland auch öffentlich zu machen. Sie hatten sie sich nach Ruhm ebenso sehr gesehnt wie nach Verschwiegenheit.
Da hätten sie einiges besser und effektiver abwickeln können, wurde ihnen in
den Wochen in der Halle klar, wenn diese beiden Begehren nicht mit einander im
Clinch gelegen hätten. Dennoch: Sie bereuten nichts. Darauf verständigten sie
sich ohne Zögern und immer wieder.
Don hatte dieselbe Wut gefühlt, die Dick umtrieb in der ersten Zeit. Aber Dons
Mittel gegen starke Emotionen war schon immer der Sarkasmus gewesen. Er ließ
auch hier in der Halle öfter sein geckerndes Lachen hören, mit dem er sich lustig
machte über ihre Peiniger genauso wie über seine Mitgefangenen. Dick und er
wären sich sicher das eine oder andere Mal an die Kehle gegangen, hätten sie
nicht beide gewusst, das jede körperliche Auseinandersetzung in ihrer beider
Alter und gesundheitlichem Zustand die letzte hätte sein können. Don glaubte,
darin glich er George, bis zum Schluss an einen guten Ausgang. Es
sei, so machte er sich weis, eine Befreiungsaktion längst im Gange
beziehungsweise der Plan der Gegner noch nicht zur Gänze ausgeführt. Es müsse
etwas nachkommen, irgendein Ziel mit der Aktion verbunden sein, um
dessentwillen Verhandlung aufgenommen würden, demnächst, und – daran zweifelte
er nicht – in deren Verlauf die Gegner Fehler um Fehler machen würden bis sie
schließlich vernichtet und er und seine Mitgefangenen befreit sein würden. Er
malte sich aus, wie sie dadurch endgültig und unwiderruflich zu Helden würden,
uneigennützige Beschützer der Idee von Freiheit und Demokratie. Diese Vorstellung
amüsierte ihn sogar in dieser Lage köstlich.
Nur
Dick begriff, je länger ihre Gefangenschaft andauerte, das sie es mit etwas zu
tun hatten, mit einem Plan, in dem es um etwas ganz anderes ging, als um jene
Machtspiele, mit denen sie Erfahrungen hatten. Es war eine Unbarmherzigkeit in
dem Arrangement erkennbar, die ihn begreifen ließ, dass wer immer sie hierher
gebracht und in dieser – womöglich unterirdischen, so vermutete er gelegentlich
wegen der Geräuscharmut – Halle eingesperrt hatte, nichts von ihnen wollte und
auch nicht die Macht angreifen, die sie einmal repräsentiert hatten. Vielmehr,
so schien es ihm, ging es hier um ein Gerechtigkeitsexperiment, die empirische
Überprüfung eines Theorems. Nur dass er nicht verstehen konnte, um welches.
Sicherlich, ihnen wurden die Morde vorgehalten, die Drohnen, die Lügen, der
Hunger, die Schmerzen, das Leid. So konnte man die Bilder und Daten verstehen.
Auch die Texte gaben nur Fakten wieder. Nichts davon hätte er jemals
bestritten. Für ihn las es sich nicht wie eine Anklage, sondern wie eine
Huldigung, auch wenn ihm klar war, dass diejenigen, die die Texte angebracht
hatten, es anders meinten. Dennoch: Es wurde keine Anklage formuliert, kein
Urteil gefällt.
Nur
wenige Textinschriften richteten sich direkt an die Insassen. Sie enthielten Instruktionen:
Zur Benutzung der Toilette und der Dusche, die in einer Ecke der Halle
angebracht waren (ohne jeden Sichtschutz allerdings) oder zur Öffnung des
kleinen Liftschachtes, durch den ihnen einmal täglich ihre Essensration
zugeführt wurde. Ihre Kost war, so wurde ihnen schriftlich an der Wand mitgeteilt, auf ihr Alter, ihr
Gewicht und ihre Bewegungsmöglichkeiten abgestimmt. Auch die Matratzen, die in
einer anderen Ecke ausgerollt waren, seien mit Bedacht ausgewählt worden und es
werde empfohlen, jeweils die für einen bestimmte zu verwenden: blau für Dick,
rot für George, weiß für Don. Sie akzeptierten das, jedoch erst nachdem sie
festgestellt hatten, das auf Zuwiderhandlungen keinerlei Reaktionen erfolgte.
Die Kameras überall unter der Decke beobachteten sie, aber egal, welche Faxen
sie aufführten, ob sie sich krank oder tot stellten, ob sie die Matratzen durch
die Halle zogen oder sich still zusammen kauerten, niemals erhielten sie eine
Reaktion von denen, die sie an Bildschirmen irgendwo beobachten mussten.
Jedenfalls gingen sie davon aus, dass sie beobachtet wurden. Jede andere Vorstellung wäre gar zu grässlich
gewesen. Es gab sonst nicht in der Halle als die Bilderwände, die Matratzen,
die Toilette, die Dusche. Das Essen kam in Plastikflaschen und auf
Plastiktellern, keine Bestecke, kein Mobiliar, nichts zu zerlegen, keine
Fenster, keine Luken. Die Wände der Halle waren mindestens vier Meter hoch. Sie
gaben es schon am dritten Tag auf, einen Ausgang zu finden.
Anfangs
hielt Dick gelegentlich Reden, in denen er sich gegen eine imaginäre Anklage
verteidigte. Don polemisierte und posierte vor den Kameras. George verhielt
sich ruhig. Sie waren einander nie sehr nahe gewesen. In den letzten Jahren vor ihrer Zusammenkunft in der Halle hatten sie sich sogar einander entfremdet. Was sie verbunden hatte, für eine
gewisse Zeit, war der Kampf um die Macht und der Gebrauch der Macht gewesen.
Sie hatten alle drei etwas gewollt und sie hatten sich dabei helfen können, es
zu kriegen. Sie hatten sich benutzt, aber nicht gemocht. Dennoch verstanden sie
sich hier in der Gefangenschaft nicht schlecht. Nach der anfänglichen
Gereiztheit, den ersten Scharmützeln, richteten sie sich einigermaßen ein. Sie
waren Männer mit demselben gesellschaftlichen Hintergrund, denselben
Grundüberzeugungen und Benimmregeln. Daran hielten sie sich, so gut es ging,
selbst in diesen orangefarbenen Overallen, die natürlich auch symbolischen
Charakter hatten, wie ihnen wohl bewusst war. Die Tage schleppten sich so dahin. Die Nächte erkannten sie
daran, dass für Stunden das Licht ausgeschaltet wurde. Dann kam das Essen, wenn
es wieder hell wurde. Mehr Rhythmus hatte ihr Leben nicht mehr.
Dick
fragte sich, wie lange das so gehen konnte. Wie waren sie her gelangt? Darüber
war nichts zu erfahren. Ein jeder von ihnen drei war seinen ganz gewöhnlichen
Tagesabläufen gefolgt und an irgendeiner Stelle herausgerissen worden,
bewusstlos, da ließ sich keine Spur verfolgen, keine Gemeinsamkeit herleiten,
keine unbekannte Größe enttarnen, obwohl Dick zu Anfang viel Zeit auf die
Verhöre seiner Mitgefangenen verwendete. Sollten sie so sterben? Hier? An
Herzversagen. Oder einer Erkältung. Konnte man sich unter diesen Umständen
erkälten? Die Temperatur war gleichbleibend lau. Krebs. Man konnte sicher auch
Krebs kriegen hier. Würde auch dann nichts geschehen, wenn einer von ihnen sich
in Delirien wand, vor Schmerzen wimmerte? Er bereute, dass er zu Anfang einen
Anfall simuliert hatte. Gesundheitlich war er der Angeschlagenste und würde
wahrscheinlich als erster schlapp machen. Wenn sonst nichts mehr kam.
Doch
dann geschah etwas. An einem Morgen (d.h. nachdem das Licht eingeschaltet
worden war) fanden sie im Essenschacht neben den üblichen Rationen drei
Revolver und eine Bedienungsanleitung, wie sie zu entsichern seien. Dick
frohlockte innerlich. Die Entscheidung. Darum ging es also: Wer war der
Stärkste unter ihnen? Wer konnte sich durchsetzen? So war das also. George wirkte
lethargisch wie immer, bestenfalls ein wenig verwundert. Der konnte mit der
Waffe nichts anfangen. Nicht ohne einen Plan. Einen Plan von Dick. Dick wusste, dass hier Schnelligkeit und Rücksichtslosigkeit gefragt waren. Jene Eigenschaften, in denen er den anderen beiden haushoch überlegen war. Ohne zu zögern, noch bevor George seinen ersten
Schluck Wasser aus der Flasche nehmen konnte, neben die er achtlos die Waffe gelegt hatte, erschoss Dick ihn aus nächster Nähe. In die Schläfe. Trotz seines Alters und seiner Erkrankung war Dick behände genug, die Waffe, noch
bevor Don auf den Schuss reagieren konnte, auf diesen zu richten. In Dons Augen erkannte er, dass er ihm gerade noch zuvor gekommen war. Hätte Dick nicht George
erschossen, hätte Don Dick niedergestreckt. Er oder ich. Am Ende lief es immer
darauf hinaus. Das hatte Dick gewusst, jederzeit, und damit recht behalten. Keine Illusionen. Er hatte sich eben nie welche gemacht. Er
schoss ein zweites Mal. Don. Er oder ich. Er war immer noch ein guter Schütze und die
Entfernung gering. Don fiel vornüber. Danach konnte Dick sich ein Triumphgeheul nicht verkneifen. Er hatte
es geschafft. Darum war es doch gegangen. Wer es schafft. Zu siegen. Hier. Unter ihnen drei. Das Experiment. Ein eindeutiger Ausgang. Er war der Sieger. Zum Siegen geboren. Mit oder ohne Herz. Ohne Herz.
Erschöpft
ließ er sich auf seine Matratze sinken. Zufrieden. Er war mit sich zufrieden.
Ziel erreicht. Ziele getroffen. Er wartete. Er wartete auf das Ergebnis. Dass
jemand nun die Leichen abholte. Und ihn mitnahm. Ihm den Prozess
machte. Den hatte er sich doch jetzt verdient. Verdient. Er hatte es verdient,
vor ein Gericht gestellt zu werden. Er hatte für alle seine Handlungen Gründe. Die er darlegen konnte. Er hatte Verbrechen begangen, ja, aber um größere Verbrechen zu verhindern. Es
war Notwehr. Alles war Notwehr. Nur der Stärkste kommt durch. Der
Nervenstärkste. Das war er. Das hatte er bewiesen. Nun also.
Nichts
geschah. Es geschah nichts. Als das Licht ausgeschaltet wurde, saß er im
Dunkeln. Als es eingeschaltet wurde, kam die Essensration für eine Person durch den Schacht.
Sonst änderte sich nichts. Die Leichen. Nur die Leichen. Stanken ein wenig.
Nach einer Weile. Das ging doch nicht. Das konnten die doch nicht machen.
Wenigstens die Leichen mussten sie abholen. Das konnte er doch verlangen. Er
verlangte es. Er befahl es. Er wimmerte. Nichts geschah. Nur immer dasselbe.
Licht an. Licht aus. Essen. Er wartete. Er hatte noch
vier Schuss in seinem Revolver und zweimal sechs Schuss in den beiden anderen.
Er schoss Dons Revolver leer. Er schoss auf die Kameras. Er traf zwei. Nur
zwei. Er schoss Georges Revolver leer. Er traf keine Kamera. Er hatte jetzt
noch vier Schuss. Er wartete. Er betete. Er lachte. Er schlief. Wenig. Er aß.
Wenig. Er schaffte die Leichen in eine Ecke der riesigen Halle und richtete
sich in der am weitesten entfernten ein. Er schuf sich eine Höhle aus den
Matratzen.
Es
geschah nichts. Licht an. Licht aus. Essen.
Dick hielt sieben Tage aus, nachdem er
Don und George erschossen hatte. Die DVDs, die Dicks Martyrium zeigen, habe ich
nicht per Post erhalten. Selbstverständlich war ich überrascht und erschüttert,
als ich auf diese Weise erfuhr, was mit den drei bekanntesten Vermissten der
Welt geschehen war. Was ihnen angetan wurde, ist unwürdig. Wie anderen auch ist es mir dennoch beinahe unmöglich, Mitleid mit ihnen zu empfinden. Jedoch: Unrecht
bleibt Unrecht, selbst wenn es an Verbrechern begangen wird. Es fiel mir keineswegs leicht, diese Aufzeichnungen anzuschauen. Niemandem fiele das leicht. Denn sie
sind vor allem langweilig. Insgesamt habe ich 24 DVDs erhalten. Nicht wenige
Male habe ich ungeduldig vorgespult. Es ging aus, wie ich es von Anfang an
erwartet hatte.
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