Donnerstag, 10. September 2015

TRIPPELSCHWESTER. ("Was ich behielt...") Ein Traumbild

(So ist es nicht. Dass ich nur dich nicht haben kann. Keine kann keine/n haben. Wussten wir lange schon. Sich halten, gelegentlich, mehr nicht. Ich wünschte nicht, dass ich dich nie getroffen hätte. Weißt du: Ich denke oft an ein Lächeln, das du mir nicht schenktest, sondern vergabst.)


Am Anfang suchte ich nur die Höhle. Der Plan wohnte tief in mir drin. Ihre Dunkelheit zog mich und der Weg schien mir nicht weit. Am Anfang. Bis es beschwerlich wurde. An jeder Wegbiegung ließ ich Teile meines Gepäcks zurück. So vieles, von dem ich gedacht hatte, als ich aufbrach, ich würde es brauchen: die kleine Schere mit dem Perlmuttgriff, die gelblich gewordene Mullbinde, die Muscheln von Strand in P. (Erinnerst du dich? Aber nein, da kannte ich dich noch nicht. So.), mein Schweizer Taschenmesser, die Uhr mit dem goldenen Zifferblatt, die er mir gegeben hatte, das geblümte Kopftuch, das ich in jenem Sommer getragen hatte und schließlich sogar die kleinen Steine aus V., wo ich ihn so sehr geliebt hatte. Was ich behielt, wovon ich mich nicht trennen konnte (fragst du?): ein winziges Stückchen Stoff, grüne Seide, rau und wild. Ich habe die Hand in der Tasche und reibe es immerzu zwischen Daumen und Zeigefinger. 

Viel später, nach ungezählten Nachtruhen, die keine waren, nachdem ich die Erschöpfung lieben gelernt habe und mich nur noch in winzigen Schritten vorwärts bewege, treffe ich einen (oder bilde es mir ein), der erzählt, das die Höhle geflutet sei. Ich kann nicht mehr tauchen. Ich tripple weiter. Trotzdem

(Du bist da unten. Ich habe dich immer erkannt in meinen Träumen. Aber wenn ich wieder an die Oberfläche komme, kann ich mir dein Gesicht nicht mehr vorstellen. Ich schaffe dich neu, jede Nacht, um dich am Morgen zu verlieren. Ich möchte dich nur einmal berühren, dort drunten, zwischen den Schlingpflanzen. Weißt du.)

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