Freitag, 23. Oktober 2015

NIEMAND KANN JEMAND SEIN. (Mein Zimmer für mich allein....)


A room of one´s own

"Without those forerunners, Jane Austen and the Brontes and George Eliot could no more have written than Shakespeare could have written without Marlowe, or Marlowe without Chaucer, or Chaucer without those forgotten poets who paved the ways and tamed the natural savagery of the tongue. For masterpieces are not single and solitary births; they are the outcome of many years of thinking in common, of thinking by the body of the people, so that the experience of the mass is behind the single voice."


Virginia Woolf, A Room of One's Own



Was TT unter dem Titel "Namen sagen" schreibt, unterschriebe ich. Unterschreibe ich. Den Konjunktiv füge ich ein, weil auch ich einmal die Maske des Pseudonyms aufsetzte, um mich zu schützen. Die Faszination des Maskenspiels ist mir nicht fremd. Und ebenso die Furcht davor, sich zu bekennen. Mein Alltag, der nicht-künstlerische Alltag, ist geprägt vom Rollenspiel, dem Eingehen auf und Zugeben von Erwartungen, wechselseitigen, dem Wissen darum, dass wir einander in der Masse, in Gruppen, in Zwangsverhältnissen, unter Kolleginnen und Kollegen zumeist wahrhaftig nicht zumutbar sind. Künstlermenschen behaupten gelegentlich anderes. Ich habe ihnen nie ganz glauben können. Aber das ist hier nicht das Thema: Das Authentizitätsspiel der anderen. Vielmehr: Gerade weil wir niemals ganz "wir selbst" sind (auch wenn zu meiner Verzweiflung immer wieder in Ratgebern und Selbstbeschwörungen dazu aufgerufen wird), müssen wir uns einander kenntlich machen. Das Rollenspiel unterscheidet sich hierbei vom Maskentragen: Indem ich die Rolle an- und einnehme (mit meinem Körper) versuche ich gerade das Maß an Nähe oder Distanz zu erzeugen, das an diesem Ort, in dieser Beziehung möglich und erträglich ist. (Das Unerträgliche und die Unmöglichkeit zeigen sich beim "Aus der Rolle fallen". Aber auch, selbstverständlich, die Chance auf Augen-Blicke, gefährlich und schön.) Maskeraden dagegen sind Versteck-Spiele: reizvoll, bisweilen unredlich, phantastisch, immer verlogen. 


.....................Niemand wird jemand. 


Wir können aber auch bewusst auf Beziehungen und Bezogenheit verzichten. Solitäre und Monaden unter sich. Nach meiner Beobachtung jedoch gilt: Gerade diejenigen, die sich am meisten panzern, am - scheinbar - besten schützen, die verwegen konstruiertesten Masken tragen in ihrer vermeintlichen ästhetisierten und anästhesierenden Subjektivität, die sich am stärksten abgrenzen und andere ausgrenzen, die niemals "ich" schreiben und meinen (wie ihnen möglicherweise ein Gedanken-Patron als Stilmittel empfahl) oder die das "man" zu leben vorgeben oder sich hinter Potemkinschen Biographien verbergen, gerade die sehnen sich nach Anerkennung und Bezogenheit, senden Schreie aus, ironisch verblasen meist, nach Liebe, Liebe, Liebe, Erlösungsphantasien aus dunkler Einsamkeit, der sie so vorgeblich vergeblich huldigen. Aber: Selbstverständlich sind wir alle Fiktion, wie wir im Netz geschrieben stehen. Wer wollte das leugnen? 

Dennoch müssen wir für uns bürgen. Wir kennen uns nicht. Wir werden uns fremd bleiben. Aber eine jede kann nur unter ihrem Namen versagen oder Nähe zeugen. Die Begegnung mit den Fremden, die wir auch als Fremde erkennen, denen z.B., die wir Flüchtlinge nennen oder - besser -  die wir als Vertriebene kennenlernen, treibt diese Erkenntnis noch einmal hervor: Die die Hand reichen will, muss einen Namen nennen. Eine Identität bezeugen, wie immer fluid sie sein mag. Jemand sein statt niemand, wiedererkennbar, eine minimale Verlässlichkeit. Und fragen: "Wie heißt du?" 


..................Den Riss zwischen Rolle und Person weiten.


Die Flucht in die Anonymität kann sich nur leisten, wer voraussetzt (also imaginiert) in einem Umfeld zu agieren, indem sie per se "gekannt" wird und nicht fremd bleibt. Unter Bedingungen zu kommunizieren, in denen die Codes der spezifischen Fiktionalisierung verstanden werden. Wer fremd ist, muss sich dagegen dauernd identifizieren. Immerzu. Wird befragt, registriert, gezählt. Das Verharren in der Anonymität ist das Beharren auf der eigenen "Normalität", selbst dann, gerade dann, wenn die fiktive Identität als "abnormale", als Abweichung von der - oft unbewusst angenommenen - Norm ausgedacht wird. Als anonyme wird sie ohne Bürgschaft "gesetzt": Die Behauptung des Andersseins als Sein ausgegeben. Aber nur die ihren Namen nennt und Gesicht zeigt, macht sich verfügbar. Gerade diese Verfügbarkeit indes soll vermieden werden. Das ist verständlich. Darum wird die Maske getragen. Das Spiel gespielt. Es funktioniert jedoch nur, solange "die Fremden" draußen bleiben. Denn sie werden darauf bestehen müssen, die Masken abzunehmen: Namen sagen. Wer mitspielen will (und nicht allein daddeln), muss sich einmal ohne Maske gesehen haben und sehen lassen. (Machtverhältnisse: Die in die Umkleidekabinen dürfen und die, die draußen bleiben müssen, maskiert, unsichtbar, Masse.)


..........Wir wollen nicht hinter Ihre Maske sehen. Wir werden Ihre Maske wenden.


Ich versuche es und versage. Eine vertriebene syrische Familie treffe ich regelmäßig. Lehre einige andere einmal in der Woche ein wenig Deutsch. Sobald eine die Geschichten hört, sich die Namen und Gesichter merkt, sich selbst kenntlich macht, wird überdeutlich: Es ist nicht genug. Lauter Bedürfnisse, die sich an meiner Selbstbezogenheit, meiner inneren Distanz, meinen Ängsten stoßen; unbefriedigt bleiben durch mich. Ich gebe nicht, was ich kann oder könnte. Jemanden in mein Zuhause aufnehmen, zum Beispiel, darüber habe ich nachgedacht  - und kann es nicht über mich bringen. Zum ersten Mal seit 20 Jahren habe ich seit einem halben Jahr ein Zimmer für mich allein. Ich will es nicht aufgeben. Dabei ist Platz genug. Ich habe die Wahl. So viele andere nicht. Müssen in Turnhallen zu Hunderten schlafen. Können sich nirgends hin zurückziehen. 


.............Du kannst nicht nicht repräsentieren.


Keine lebt für sich allein und schafft autonom. Wir brauchen Vorgängerinnen, wir beziehen uns aufeinander, schreibend, denkend, lesend, träumend. Die Fremden sind uns nicht fremder als wir uns selbst. Sie bleiben. Fremd. Alle. Wie wir. Tragen Masken. Spielen Rollen. Fallen heraus. Niemand darf niemanden zwingen, die Maske fallen zu lassen. Wer sich aber in Beziehung setzen will, muss einen Namen nennen. Und Gesicht zeigen. 




26 Kommentare:

  1. " Selbstverständlich sind wir alle Fiktion, wie wir im Netz geschrieben stehen. "

    - zumindest für blogger_innen, die nick(s) verwenden, wird alles was diese schreiben irgendwie fiktiv, insofern ein biografisches ich thematisiert ist.
    ein/der real-name ist allerdings genauso nichts-sagend wie haut-haar- oder augenfarbe, wie gesichtszüge mit möglichst ausdrucksloser mimik ( fotografiert ) bishin zu dresscodes von leder bis dirndl ppp.
    ( ich weiss nicht, ob ich persönlich burkas mit den hasskappen radikaler performativität eher früherer demos vergleichen kann - auf einer rein visuell-ästhetischen ebene womöglich, als rückverweis auf kultur nicht ... es ging ja auf den demos in der regel darum, unerkannt zu bleiben & nicht angst zu machen ... )
    das netz-pseudonym verweist ( latent ) womöglich mehr auf textaussage als auf reputation - als zurückgenommenes ich - es bietet zudem die möglichkeit, aussagen öffentlich zu machen, welche eher freund_innen mitgeteilt - ich teile mir unbekannten nicht unbedingt alle meiner systemkonträren gedanken mit, wozu auch ?
    für die meisten mitfellas ( mitbürgaz ) sind die eh nur utopistische spinnerei.
    yoe.

    die widerlichste maske ist für mich die MASKE der freundlichkeit : das freundliche lächeln und loben, das lügend nur verachtet und vereinnahmend klein halten trachtet.

    unter rollenspiel verstehe ich eher so etwas wie verhaltensrepertoire kombiniert mit gefühlspalette ( sowas lässt sich für mich ausserhalb meiner suffkontrollverluste irgendwie sozialverträglich verwenden ohne grosse eingezwängtheitsfantasien )

    naja, nur son furzer fommentar von lobster.

    sfol !

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  2. sag noch kurz was zu dem fremden :

    wenn ich in berlin hier halensee eher abends in den supermarkt gehe und da sehe ich sowas wie schwarzafrikaner_innen, araber_innen, asiat_innen und den aufpasser, der sehr nach zigeuner ( sinti&roma ) aussieht und ein paar whities, da sehe ich keine fremdheit, ganz im gegenteil, da sehe ich so etwas wie meine heimat - wie vertrautheit, ich sehe nicht, wie lange sich jemand hier schon in welcher generation aufhält - ich fühle mich in der welt seiend und ordentlich prozentual aufgehoben.
    befremdlich sind mir einzig die ansichten der leute, deren sprache ich spreche und verstehe, divergieren diese allzu grob anhirn meinen eigenen ( soweit nicht mal utopistischen )

    woanders würde mir die möglichkeit zur wie auch immer freien sexualität wie tonalität ( aka neue musik ) fehlen incl. derer repräsentanz ( woanders : die skihütten und derer beschallungsdargestelltheit auf dreisat in tv-morgendlichkeit usw. )

    naja, diskussionsunsuchender zutrag / subjektiv literarisch womöglich.

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  3. Ja und ja und ja.
    Und doch...
    Dass einige mich erreichen können (was sehr vieldeutig zu verstehen ist), hängt (auch) damit zusammen, dass sie mich "identifizieren" können, dass ich mich erreichbar mache, als eine, die nicht jederzeit in eine andere schlüpfen kann. Denn es gibt ja eine, die die Rollen spielt (nicht alle gut, nicht souverän) und eine, die Masken trägt (nicht alle klug gewählt). Einen Körper. Der ist : ich. Veränderlich, aber nicht beliebig. Insofern: Netz täuscht. Es ist was anderes, jemanden berühren zu können. Darum zu wissen, wie der/ die riecht. Oder lacht. Kann auch alles (fast) inszeniert sein, klar.
    --- Ich bin traurig, Lobster. Ich gebe (etwas) auf. Das tut weh. Und ist nicht schön. (Auch ästhetisch nicht, sozusagen). ----
    Ich versuche irgendwie sozialverträglich zu sein dabei und das gelingt auch (meistens). Das Netz nutze ich (u.a.), um "mit dem Dolch in der Brust den sterbenden Fechter zu spielen" (frei nach Heine).

    CU. (Not.)

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    1. Die zweite Replik habe ich, weil du es wolltest, gelöscht. Habe sie jetzt nur noch in meinen Mail-Benachrichtigungen und kann sie also nur so hier reinkopieren. (As you like it...)

      "übrigens :

      niemand ist niemand ist niemand.
      und :
      es gibt kein nichtendes nichts.

      das nichts ist wie die null nur eine praktiable entität.
      das nichts ist der pure nihilismus, den es nicht gibt.
      es gibt keine totalität ausser so etwas wie universum - eine rein terminologisch gesetzte verbalisation, den ursprung, das jetzt und die zukünftlichkeit ohne diese dumme spezies mensch als wort nicht.

      bitte nicht veröffentlichen, aber das vorher war dann doch irgendwie wichtig für mich.

      ich liebe deine redlichkeit, als versuch, versuchend nur ( handke )"

      Moderat.

      (Und ja, du erinnerst dich vielleicht, ich muss das hier moderieren. Da gab´s Hass zu ´ner bestimmten Zeit. Und ich will so was hier nicht auf der Seite stehen haben, längere Zeit, wenn ich mal nicht ins Netz kann oder will, weil´s meine Seite ist, in meinem Namen. Nicht nur wenn´s Hass auf mich ist, sondern überhaupt. Verstehst du ja sicher.)

      (Melusine von Barby - das "von" habe ich weggelassen - ist eine Hauptfigur in Fontanes Altersroman "Der Stechlin". Er hat die Melusine-Sagen-Figur einfach rumgedreht: die Mutter gewordene Wasserfrau, die an Land verdurstet, in eine unfruchtbare Schwester verwandelt, die alle verführt, aber keinen nimmt. Und ich wandle rück. Fiktiv, selbstverständlich.)

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    2. Deine letzten/nächsten Kommentare fasse ich also als private Mail auf und veröffentliche (vorerst?) nicht?
      Ok.
      (Ich versteh nichts von Musik, Lu_Lobster. Ich höre bloß. Wäre schön gewesen, mehr zu verstehen, aber mein Interesse wurde zu spät geweckt. Ich glaube, das ist wie beim Schlittschuhlaufen: Um richtig Pirouetten drehen zu können, muss eine ganz früh anfangen. Aktiv. Und Passiv. Praktisch und theoretisch. Das hole ich nicht mehr auf.)

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    3. Freischalten oder nicht - die letzten Kommentare, Lu?

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  10. du, was mich an dir störte war deine musikalische achtziger präferenz, ich komme aus den siebzigern und nahm die achtziger faschistoid wahr : ndw : neue DEUTSCHE welle.
    diese zackige, speed oder kokaingetragene musikdarbietung mit geigenarrangements aka dummvogel : they machine.
    manmachine ( krautrock : )
    es ist mal irgendiwie intellektuell gewesen.
    aber vorher war das mal echt überflüssig ( für freaks wie mich )
    wie aus der maschine heraus ?
    sich poesiealbenkonstrukte schicken, sich in halensee treffen, gemeinsam joggen, das ganze geld den ärzten ohne grenzen überweisen, schon gebrauchte turnschuhe tragen, nach single malt riechen und echt erlesene kifferware kiffen ?
    pulmo extrordinalis meets retrograde oder anterograde versalität ?
    es gibt noch ?

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    1. Da finden wir uns nicht, lu.
      Die Go Betweens bleiben mir ***heilig*** ;-).
      Anyway.
      Ich bin nicht redlich, wenn das bedeutet ehrlich zu sein. Meine Verletzungen und meine Verletzlichkeit offenbare ich auch immer nur so, dass eine Rückzugsmöglichkeit offen bleibt. Und ich rede viel um das herum, wovon nur ich weiß, dass es am Grunde liegt...Weil ich mich schäme. Unter anderem. (Ich schäme mich aber nicht, weil ich mich schäme.)
      Ich bin wirklich nett, Lobster, auch gerade in dem Sinne, in dem das Wort als Beleidigung gebraucht wird. Meine Feigheit wirkt sehr nett.
      Poesiealbenkonstrukte. Bin ich empfänglich für.
      Was mir noch wichtig wäre: Habe den Text oben, auch um deiner Hinweise willen, ergänzt. Klarer unterschieden zwischen Rollenspiel und Maskerade. Ich trage keine Masken mehr. Das kann ich mir nicht leisten, so fremd, wie ich mich fühle, beinahe überall. Auch weil ich es aufgegeben habe, die Fremdheit zu überwinden. Aber ich spiele. Meistens sogar recht überzeugend. Mit kleinen Aussetzern. Um sozialverträglich zu sein.
      Freaks wie Du...:-)

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    2. kleine vögel können sowas wie unhörbare pfeiftöne absenden.

      das dürften kleine vögel mittlerweile sein.

      grössere vögel störten mich bislang nicht

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  11. die maske als werkzeug der täuschung ( zum eigenen vorteil und dem nachteil anderer ) ist was anderes als die maske der pseudonymisiertheit.

    wenn ich mir so meine wenigen bücher angucke ( auf deren besitz ich wirklich wert lege ) so kommen die zumeist von schon verstorbenenen denker_innen / autor_innen - da sind namen und allenfalls da und dort mal ne fotografie.
    da mich ausschliesslich deren inhaltlichkeiten interessieren und ich so gut wie keine biografien lese könnten die für mich auch anonym verfasst sein ohne irgendwie an qualität zu verlieren -
    keine ahnung wie joyce aussah oder büchner usw. oder wie sie lebten, liebten, litten.

    keine ahnung für was du dich schämen solltest ( oder wozu überhaupt ? ) und feigheit kann auch klugheit sein.
    nettigkeit ist für mich kein schimpfwort.
    das sich fremd fühlen ( sicherlichlich nicht als depersonalisation ) ist möglicherweise eine folge der individualisierung - ich kenne keinen einzigen menschen, der einen ähnlichen musikgeschmack hat wie ich, der einzige der mir vor allem zu neuer musik generell einfällt ist ein ehemaliger adornostundent hier im haus und selbst mit diesem kommt kein tiefergehendes gespräch darüber zustande, naja ich vermute er hat zur zeit ein mittelprächtiges paranoiaproblem.
    tja.

    * hab die leicht kryptischprivaten und angesäuselten posts rausgenommen & beste wünsche !

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  12. ... hab woanders zu "lobster" weitere glibberige kommentare ° gelöscht und versuche hier noch einen ...

    also mit authentizität korreliere ich so etwas wie gedankenauthentizität und deren freigabe : ich teile mit, was ich wirklich denke und gebe darüber zuverlässig z.b. kritik ab ( auch mit den folgen eines abgelehnt-seins )
    nur kritik lässt wirklich wachsen, lob regt allenfalls zum weiterwachsen an ... so prinzipiell.
    ich wuchs ja in den 70ern in bayern auf und was mich damals wirklich störte war freundliche verstelltheit : kaum war ein freundlich gelobter mensch weg, wurde schon über den hergezogen "gelästert" ( - für mich damals ein echtes massenphänomen, aus dem ich vor allem rauswollte - nun, das war dann in berlin gleich irgendwie anders : ehrlicher, wenngleich ein wenig schonungsloser )
    nietzsche meinte mal ( weiss nicht mehr wo ) das wort 'deutsch' käme philologisch betrachtet von dem früheren wort 'tiusche' ( das "täuschevolk" ) und das hätte ich seinerzeit adhoc unterschrieben ( aus meinen erfahrungen als heranwachsender in bayern )
    ich konnte das "an der nase herumführen" damals sicherlich ziemlich gut ( war ja quasi dazu konditioniert ) und das missfiel mir eminent an meiner persönlichkeit, was mich zu einer art selbstkorrektur veranlasste.

    hatte ja deinen obigen reflexionen kurzer, schöner gründlichkeit kaum was hinzuzufügen & sicherlich könnte /kann es rezipient_innen geben, die mehr an den biografien von autor_innen interessiert sind als an deren schriften, why not ?

    wäre so gestreift ähnlich wie umgang mit sexualität - die einen wollen möglicherweise gar keine paarbeziehung, andere können ein ganzes leben monogam in einer beziehung leben und wieder andere brauchen abwechselnde polygame bezogenheiten, weil sie möglicherweise den idealparter noch nicht trafen - alles soweit okey.

    was ich nicht mag & wogegen ich mich gerne auch mal harsch wende ist eindimensionales beharren, propagieren ( wo ehe versus freie liebe zu doktrin wird z.b )

    anyway - nochmal beste wünsche !

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    1. Auf vieles kann ich dir ja so irgendwie gar nicht antworten, weil ich deine Texte nicht veröffentlichen soll, woran ich mich auch halte, wenn du es schreibst.
      Ich mag das auch nicht: "lästern", wenn man nie bereit ist, in eine Face-to-face-Auseinandersetzung einzusteigen. Und ich denke, das war eine der Eigenschaften meiner Mutter, auf die ich immer sehr stolz war als Kind, das in einem Dorf aufwuchs: meine Mutter hat nie beim Tratschen mitgemacht. Allerdings: Manchmal suche ich bei engen Freund_innen Rat, bevor ich in einen Disput mit jemandem einsteige, zumal dann, wenn es mir nicht nur darum geht, meine "Meinung" loszuwerden, sondern vielleicht wirklich ein Gespräch zu ermöglichen.
      Die Sehnsucht nach Autonomie und Autarkie (Begriffe, die man durchaus nochmal differenzieren kann) ist der abendländischen (und ich sag mal: patriarchalischen) Philosophie an ihrem Grunde eingeschrieben. Dagegen versuche ich ein Denken (gemeinsam mit anderen, denen ich Autorität zugestehe) das die Gebürtlichkeit, die Abhängigkeit und die Bedürftigkeit des Menschen nicht als zu überwindende betrachtet, sondern als Ausgangspunkt aller Freiheit in - wie wir sagen - "Bezogenheit". Die Mailänder Philosophinnen-Gruppe Diotima hat mich am meisten inspiriert.
      LG M.

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  13. ich mag liebe menschen.

    lieben lässt sich alles, zhats they problem.

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  14. BESTE WÜNSCHE( DERER ) KÖNNEN MITTLERWEILE DEN VÖGELN ÄHNELN; DIE SICH ALS GROSSVÖGEL INSIUIEREN

    SIE TRACHTETEN DANACH WIE KLEINE VÖGEL FLATTERN

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    1. Liest du jetzt "Baader, Ensslin und die Zwergwerfer". Meine Güte, ist das lang her. Als der Tone Boss noch den Ton angab. War so ein Deal zwischen ihm und mir...Wenn du über Baader schreibst, schreib ich auch. Und er brauchte das damals ganz dringend. Und ich hatte so ´ne Wut auf "Germanys Next Topmodell" und mich gestritten mit jemand über Kant wg Georg Forster. Und da kamen die Zwergwerfer um die Ecke, quasi direkt aus World of Warcraft...So kann´s gehen.

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  15. dem polizeistaat die maske vom gesicht reissen -
    weiss nicht ob das schon bm-bande war oder halt raf &c.
    war kurz das thema, das ich letzten mi/do mit einem mir unbekannten im taxi auf dem weg nach x-berg hatte - bin da allerdings wenig sachkundig - war eher in den 8zigern mal ephemer klammheimlich erfreut, naja lang isses herrh.
    meine damaligen feministischen freundinnen klärten mich marginal aber für mich igendwie hinreichend über baaders machismo auf & das reichte mir eigentlich bislang - erfreulich, dass mir eine (putativ)notwehr aus antifa mittels langwaffen erspart blieb, mir sparfux.

    gute grüsse mel

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  18. es konnte mich mit dem white zombie ( dür mich david bowie ) irgendwie noch versöhnen, vertöchtern vorerst, dass halt nile rogers von chic / sister sledge die gitarren riffigkeit konstruierte bei china girl.
    vielleicht sogar bei heroes.
    es ist aber doch scheissegal, ich hab doch selbst anhand haus der lüge musik gemacht sowie cassibers ( alfred harths ) man or monkey.
    alles achziger wie diamanda galas, usw.
    schwarzweiss war en vogue bishin zu leni rieffenstahl, helmut newton, über den klimatisierten alptraum und wir amüsieren uns zu tode
    müssen wir uns treffen oder darf ich hier so etwas im geiste von jelinek ( hör mal olga neuwirth, ihre komponistin )
    nein - ich war das nicht wirlich wissentlich.
    ich dachte eva herrmann und flippte aus.
    unbegründet - oder die flussersche "geste " an der ich mich rieb, die mir irgendiwe zynisch vorkam als probable schutzentität, als psychologismus, wa ?

    kannste veröffentlchen, wüsste grad nicht wieso

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  19. lass dich von mir bloss nich verwirren bishin zum phlegma, zu paralytischem.

    fuhr bloss ein wenig auf dieses maskenphänomen ab, was mich auch noch als (selbst)täuschungsphänomen lange begleitete.

    so krank ich bin, erkenntnis muss.
    ( erkennen wollen hört so schnell nich auf )
    so muss erkenntnis.
    scio... ne ... scio.
    ne, wa.
    im noch patriarchalen muss frau sich frau widmen, so verstehe ich gut.

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